Im Taumel der Transformation
Die Tanznacht Berlin bringt künstlerische Positionen in Austausch.
Elena Philipp
Redakteurin
Wie wirkt sich eine andauernde Krise aus? Ein Schwindelgefühl verspüren offenbar die Tanzfabrik Berlin und die ihr verbundenen Künstler*innen: Vertigo (Part One) ist die diesjährige Tanznacht Berlin betitelt. Üblicherweise findet die Zusammenschau Berliner Tanzschaffens biennal statt, doch weil das Programm 2020 pandemiebedingt ausgedünnt werden musste, folgt Vertigo (Part Two) bereits 2021 – in der Hoffnung, das jetzt Verschobene nachholen zu können. Schwindelerregend umfangreich ist das im September Gebotene gleichwohl: Künstlerische Positionen aus unterschiedlichen Disziplinen bringt die choreografische Gruppenausstellung im Studio 14 der Uferstudios in den Austausch. Im Performanceprogramm zeigen unter anderem Antonia Baehr und Latifa Laâbissi in einer Installation von Nadia Lauro ihre Menschen-Affen-Hybrid-Show „Consul und Meshie“. Moritz Majce und Sandra Man suchen in ihrer Video-Performance-Raumchoreografie „Aeon“ Brachen und urbane Natur auf und schaffen fürs Publikum ein unbekanntes Terrain zu planetarischen Transformation wie der Erderhitzung oder der Pandemie. Mit beiden Vertigo-Ausgaben der Tanznacht Berlin richtet die Tanzfabrik den Blick auf ihr für vier Jahre gesetztes Thema „Age of Displacement“, das Zeitalter der Verlagerung oder auch: Ablösung, Verrückung. Ausgehend von Weltraumbesiedlungsphantasien aus den 70er-Jahren erkundet Vertigo das utopische, subversive Potenzial des Begriffs Displacement, ohne seine dystopischen, marginalisierenden Aspekte aus den Augen zu verlieren. Nach dem Motto: Augen auf und durch! (eph)