Gegenpol zum Höllenchaos
Körperbasiertes Wissen bei Encounters – Embodied Practices
Text: Frana Kisch
Im Rahmen des Praxis- und Dialogformats Encounters – Embodied Practices stellt das radialsystem die tradierte Vorstellung von Wissensproduktion auf den Kopf oder vielmehr den Körper in den Mittelpunkt. In mehreren Workshops werden körperbasierte Praktiken unterschiedlicher Kulturen weitergegeben und schaffen durch gemeinschaftliche Erfahrung Raum für einen anderen Zugang zu Wissen. Ungewöhnlich früh am Morgen beginnt der brasilianische Choreograf Thiago Granato mit dem von indigenen Ritualen der Txucarramãe inspirierten Begegnungsformat „Moving Through Emergencies“. Dabei steht auch die Frage im Raum, wie körperliches Wissen aufrechterhalten werden kann. Die BIPoC-Künstlerin und Choreografin Martha Hincapié Charry lädt in ihrem Format „foRest – slow medicine“ dazu ein, innezuhalten und in dem infernalen Chaos, das uns umgibt, einen Gegenpol zum kapitalistischen Produktionswirrwarr zu setzen. Dass eben jene Fähigkeit, angstfrei innezuhalten, oftmals ein Privileg weißer Körper ist, zeigt Hincapié Charry in der Verwobenheit körperlicher Praktiken in sozio-politische Strukturen.