Text: Christine Matschke
In ihrem zur diesjährigen Tanzplattform eingeladenen Solo „Overtongue” befragte Michelle Moura die Vorherrschaft der Sprache gegenüber dem Körper. Die Stimme war ein wesentliches Mittel in dieser Tanzgroteske, in der sich Geist und Physis in widersprüchlichen Bildern eines einzigen Körpers voneinander entkoppeln. In ihrem neusten Stück „Lessons for Cadavers” beschäftigt sich die brasilianische Choreografin, ausgehend von aktuellen globalen ökologischen und sozialen Missverhältnissen in ihrem Land und in der Welt, mit dem Genre Horror. Szenen der Unberechenbarkeit, Zustände von Gewalt und Zerbrechlichkeit treffen aufeinander, wenn Moura und ihre Mitperformer*innen Clarissa Rêgo und Jorge De Hoyos sich wie fremdgesteuert bewegen. Der Gegenwartsmensch als Zombie, als unzivilisierter, seelenloser Untoter – als um sein Menschsein beraubter Mensch?