Text: Christine Matschke
Tanzjournalistin
Im Herbst glänzt die ursprünglich für 2020 geplante und nun bis in den Dezember dieses Jahres hineinreichende Ausgabe der Potsdamer Tanztage mit einem premierenreichen Programm. Den Auftakt bildet die Performance „Bouillir le vide, un récital“ von Martine Pisani: Inspiriert von Franz Liszts Erfindung dieser Konzertform zelebriert das minimalistische Solo für Christophe Ives den ständigen Neubeginn. Auf das ausgefeilt kantige Cembalo-Spiel von Elisabeth Chojnacka antworten in „Elisabeth gets her way“ die komplexen Bewegungen von Jan Martens. Sieben Musikstücke der 2017 verstorbenen polnischen Virtuosin bilden die Basis für ein um Interviewausschnitte ergänztes, schichtenreiches Tanz-Porträt. Ensemble-Highlights im Programm der Potsdamer Tanztage stammen von Marco da Silva Ferreira und Eun-Me Ahn: In der energiegeladenen Choreografie „Bisonte“ wird das Bison zum Sinnbild sich vermischender männlich-weiblicher Identitäts-Zuschreibungen. In „Dragons“ schreiben sich negative westliche Assoziationen zum Fabelwesen Drache über futuristische Bilder in positive um – ein buntschillernder Transformationsakt aus traditionellen und zeitgenössischen, digital beeinflussten Welten.