Ausgabe Mai-Juni 2022

Gut und auch Böse

Marcia Haydée interpretiert „Dornröschen“ neu

Marcia Haydée (li.) und Polina Semionova bei Proben zu "Dornröschen" am Staatsballett Berlin. © Yan Revazov

Text: Frana Kisch

Als Tänzerin inspirierte Marcia Hay­dée große Choreografen wie John Cranko, Maurice Béjart und John Neu­meier und leitete selbst 20 Jahre das Stuttgarter Ballett. Nun inszeniert die internationale Koryphäe ihre eigene Fassung von Charles Perraults Mär­chen „Dornröschen“ am Staatsballett Berlin. Nicht zur Taufe eingela­den, verflucht die Fee Carabosse die Prinzessen Aurora – bei der Premiere getanzt von Polina Semionova – und prophezeit ihren Tod. Durch einen Zauber der Fliederfee entschläft die Prinzessin und kann nur durch den Kuss eines Prinzen erlöst werden. So weit, so klassisch. Doch auch die zeitgemäß anmutende Besetzung der Fee Carabosse mit dem Tänzer Dinu Tamazlacaru stellt Haydées „Dornrös­chen“ in eine Traditionslinie: Bei der Uraufführung 1890 wurde die Rolle der bösen Fee ebenfalls von einem Ballerino – Enrico Cecchetti – getanzt. Die Berliner Neuinterpretation des Klassikers zieht keine klaren Gren­zen zwischen Gut und Böse, vielmehr erkundet Marcia Haydée mit der Figur der Fee Carabosse die Ambivalenz des Bösen.

Marcia Haydée / Staatsballett Berlin
Dornröschen
13., 18. – 19. und 28. Mai sowie 03., 06., 10., 24. und 28. Juni 2022
Deutsche Oper Berlin
www.staatsballett-berlin.de

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