Christine Matschke
Tanzjournalistin
Die Figur der Schwarzen Madonna erforscht Lois Alexander für ihre Performance „Yeye“, unter anderem ausgehend von der Ästhetik des Afrofuturismus – einer intellektuellen Bewegung Schwarzer Science Fiction-Autor*innen, die ferne Zukünfte und fremde Zivilisationen antirassistisch zeichneten. Was hat es mit der Schwarzen Madonna auf sich? Schwarze Göttinnen sind vor allem aus vorchristlichen Zeiten und anderen Kulturen bekannt, wie etwa die Göttin Kali oder die keltische Schwarze Annis. Sie lassen sich als Symbole für vorpatriarchale Zeiten lesen. Die Farbe Schwarz steht zudem ursprünglich für Transformation und Neubeginn. Vor welchen nötigen Paradigmenwechseln stehen wir im 21. Jahrhundert? Sind die Folgen von Kolonialismus und Kapitalismus, die die Entwicklung der modernen Welt wesentlich prägten, noch zu tragen? Herkömmliche, marginalisierende Weltordnungen stellte Lois Alexander bereits mit ihrem Solo „Neptune“ bei den Tanztagen 2020 in Frage. Die diesjährigen Ausgabe des Festivals für choreografischen Nachwuchs, die tänzerische Impulse für ein Schäden reduzierendes und gesünderes globales Zusammenleben setzen will, startete im Januar digital. Eine analoge Fortsetzung soll(te) im Juni stattfinden. Alternativ zu einer Live-Premiere erarbeitet Lois Alexander einen Film.