Wider die Endzeitstimmung
Live bis hybrid starten die Tanztage Berlin ins Jahr 2022
Im vergangenen Jahr waren sie nur online zu sehen, im Januar werden sie, so irgend möglich, live stattfinden: die Tanztage Berlin. Das Festival zeigt viele der im Vorjahr eingeladenen Arbeiten – nach langem Warten sollen sie endlich das Licht der Bühne erblicken. Harte Zeiten erfordern wütendes Tanzen, das letztjährige Motto, ist auch jetzt noch aktuell. Und so streckt Cassie Augusta Jørgensen im Duett mit Rory Pilgrim der Ideologie des Balletts und anderen ausschließenden Systemen in „Debris in a Skin-Tight Corset“ den Mittelfinger entgegen. Kiana Rezvani erkundet in „Cyber Ghosts“ den digitalen Raum, in dem sie sich möglichst spurlos mit ihrer im Iran gebliebenen Freundin Roham Amiri Far trifft. Welche Strategien des Widerstands sind nötig, um sich trotz aller Widerstände zu begegnen? Robert Ssempijja fragt in seinem Solo „You Judge“ ausgehend von der Community im ugandischen Kampala, in der er aufgewachsen ist, nach Normen und dem Emanzipationspotenzial des Körpers. Hybrid, also live vor Ort und als Video-on-demand, zeigt Judith Förster „Showdown“, eine vom Neo-Western und dem Survivalismus inspirierte Performance zwischen Duett und Duell. Und auch „DOOM“ von Layton Lachman und Samuel Hertz, ein Drone-Metal-Konzert, das die Apokalypse feiert und nach Alter- nativen zur Endzeitstimmung sucht, wird live und online gezeigt. (eph)