Ausgabe Januar-Februar 2021

Editorial

Liebe Leser*innen.

Johanna Ackva Zum Tod und dem Sterben recherchiert die Tänzerin und Choreografin Johanna Ackva, die das Foto mit dem Vogelfutterhäuschen auf den Friedhöfen in der Berliner Bergmannstraße aufgenommen hat. Foto: Johanna Ackva

Hinter tausend Corona-Regeln keine Welt? Ja, das C-Wort möchte man nicht mehr hören, aber es betrifft uns alle – und jegliches Geschehen in der Kunst. Den Tanzschaffenden machte der erneute Lockdown, so sinnvoll er gesundheitspolitisch ist, einen dicken roten Strich durch die Rechnung. Alles abgesagt, in Berlin bis mindestens Mitte Januar, vermutlich müssen wir noch länger auf Live-Kunst verzichten.

Was verloren geht – für ihn selbst, für die Künstler*innen, die er zusammengebracht hat, und für den gesellschaftlichen Diskurs –, schildert Tänzer und Choreograf Ricardo de Paula. Zum Jahresende 2020 hätte sein vierteiliges Projekt MIMIMI Space Premiere gehabt. Spuren der Arbeit sind nun digital aufbereitet – aber das Wesentliche der Performance überträgt sich nur bei gemeinsamer Anwesenheit vor Ort, so de Paula in seiner Künstlerstimme.

Funktioniert Tanz im digitalen Raum?, fragt Dorion Weickmann, die ihre Online-Seherfahrungen der vergangenen Monate Revue passieren lässt. Wie sie ihre Online-Sparte konkret aufgestellt haben und was ihnen beim Filmen und Live-­Streamen von Tanz wichtig ist, erklärt Ralf R. Ollertz von der cie. toula limnaios.

Alternativen für jeden Programmpunkt plante der neue Künstlerische Leiter der Tanztage ­Berlin an den Sophiensælen, Mateusz Szymanówka. Teile des Programms werden im Januar online stattfinden, das Übrige ist verschoben. Im Interview erzählt Szymanówka, wie er seine erste Ausgabe des Nachwuchsfestivals gemeinsam mit dem Virus kuratierte.

Verschoben werden musste auch PURPLE, das Internationale Tanzfestival für junges Publikum, das im Januar zum fünften Mal stattgefunden hätte. Vom Umgang der eingeladenen Choreograf*innen mit den Corona-Bedingungen berichtet Sandra Luzina.

Neuen Bedingungen angepasst hat sich auch der britische Tanzkritiker Sanjoy Roy, der, aus dem Rezensionsalltag gekippt, als Workshopleiter neue Freude am Schreiben findet. Vom Vertiefen ihrer Schreibpraxis erzählt eine Gruppe Tanzschaffender, die im ersten Lockdown die Plattform Stream gegründet hat.

Welche Potenziale für Resilienz, Fürsorge und Solidarität in der zeitgenössischen Tanzszene ­Berlins vorhanden sind, erkundet Christine Matschke in ihrem Essay auf den folgenden Seiten. Ein Silberstreif am Horizont!

2020 ist vorbei – möge 2021 ein helleres Jahr werden.

Das wünscht uns allen:
Elena Philipp

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