Liebe Leser*innen,
endlich geht’s los! Oder: Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Wie alles begann: Als ich 1992 beim TUS Neukölln in der Jazz Dance-Gruppe Die Schrillen Schrullen mit dem Tanzen anfing, freitags in der Turnhalle, in schwarzen Samttrikots und bunten Stulpen über den Strümpfen, wollte ich so tanzen wie Alex in Flashdance und Penny in Dirty Dancing. Später in der Tanzakademie Balance 1 wurde es ernst: Technik verbessern, Beine höher bekommen, Pirouetten stehen, Kritik einstecken, Verweigerung, und zwei Wochen vor der Abschlussprüfung den Fuß gebrochen. Noch später, im Studium der Theater- und Tanzwissenschaft dann die Umkehrung: Kritik am Spektakel, Entgrenzung des Kunstbegriffs, Dekonstruktion, in ein anderes Denken kommen, eine neue Welt tat sich auf. Was dann folgte, in der Kurzversion: Tanz verband sich mit dem Sammeln von Quittungen und der Liebe zu Excellisten (Produktionsleitung), mit Sorgearbeit, Denkarbeit und Kompliz*innenschaft (Dramaturgie), mit Sprache als Choreografie und Liebe zum Text (Tanzkritik).
Und jetzt, im April 2023 schreibe ich dieses Editorial in einem Gefühl von Anfangseuphorie: Nach vier Monaten Magazin-Pause und Zeit der Neuausrichtung freue ich mich, Euch die erste Ausgabe des neu gestalteten tanzraumberlin Magazins zu präsentieren.
Auch Alex Hennig kennt sich mit Anfängen aus: In ihrem Essay Alles auf Anfang, oder Déjà-Vu schreibt sie über ihren Abschied von Berlin und Neuanfang als Dramaturgin am Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt. Darüber, was Tanz-Absolvent*innen den Start in die Berliner Tanzszene erleichtert, spreche ich mit dem Kuratorinnenteam des im Mai stattfindenden A.PART-Festivals. Wie ein guter Projektstart in der Freien Szene gelingen kann, berichtet uns Kasia Wolińska in ihrem Text How do you start a project? und wie sich der politische Neuanfang in Berlin auf den Tanz auch auswirken könnte, erfahren wir von Susanne Foellmer, die uns mit ihrem Text Ein großer Schritt…für den Tanz in Berlin. (K)Eine Utopie in die Zukunft beamt. Das Anfangen können wir jedoch nicht losgelöst vom Aufhören betrachten: Mit Franziska Werner spreche ich über ihren bevorstehenden Abschied als künstlerische Leitung der Sophiensæle und über die Kunst des Aufhörens. Was ist neu? Unter der wiederkehrenden Rubrik Random Shorts versammeln sich kurze Meldungen, zufällige Gedanken und kleine Entdeckungen der Tanzwelt, und ich freue mich besonders, Parvathi Ramanathan als Kolumnistin vorzustellen. Sie wird tanzraumberlin fortlaufend begleiten – den Anfang macht ihr Text über das Sprichwort „Dance like no one is watching“ und was das mit Bollywood-Dance-Moves von Früher zu tun hat. Was bleibt? Der Tanzkalender in der Heftmitte plus Kurzvorschauen auf Premieren im Mai und Juni geben Orientierung über alle in Berlin und Potsdam stattfindenden Veranstaltungen. Schaut Euch Tanz an!
Danke an meine Vorgängerin Elena Philipp für die inspirierende Arbeit der letzten Jahre, an Anja Goette, Marie Henrion und Antonia Gersch vom Tanzbüro Berlin sowie Désirée Meul für die gute Zusammenarbeit, und an Sophia Krayc und Hannah Witte für das wie ich finde unglaublich tolle Re-Design.
Es ist Frühling, ich möchte jetzt am Maybachufer sitzen, mit mintgrünen Nägeln und einem Aperol Spritz in der Hand, und dieses Magazin lesen. Ich empfehle Euch, das so oder ähnlich auch zu tun. Los geht’s.
Viel Vergnügen, enjoy!
Johanna Withelm
- Mai-Juni 2023
- Random Shorts
- Once more from the beginning, or déjà vu
- Radau machen
- How do you start a project?
- Kunst des Aufhörens
- Ein großer Schritt…für den Tanz in Berlin.
- Music for the Eyes
- A Fragile Crackling
- Crisis and Hope
- Time for Change
- Let the Quiz Dance Show begin
- The Finite Nature of Existence
- Unpicking a Sticky Proverb