hart war der Winter. Und Mitte Februar, als diese Ausgabe entsteht, ist nach wie vor unklar, wann die Künstler*innen wieder auf Berlins Bühnen auftreten werden und wir Kultur live erleben können. Erneut steht für die Tanzschaffenden eine Phase des raschen Reagierens auf sich ändernde Rahmenbedingungen an, falls um Ostern herum doch erste Öffnungen möglich sind. Aufgrund dieser planerischen Unwägbarkeiten gibt es in dieser Ausgabe von tanzraumberlin erstmals seit der Gründung des Magazins: keinen Tanzkalender. Den gibt es allerdings online, unter tanzraumberlin.de/tanzkalender, wo er von unserer neuen Kollegin Anna Noe beständig aktuell gehalten wird – eine heroische Aufgabe in diesen Zeiten.
Weniger sichtbar als üblich erscheint der Tanz. Dass die Künstler*innen und ihre Assoziierten – Produzent*innen, Techniker*innen, Pädagog*innen oder Veranstalter*innen – weiterhin unermüdlich ihren Tätigkeiten nachgehen (und genauso viel arbeiten wie zuvor oder noch mehr), zeigt diese Ausgabe.
Rege tätig ist die Tanzszene zum Beispiel, um Maßnahmen umzusetzen, die im Rahmen des Runden Tisch Tanz 2018 entwickelt wurden. Gestartet ist Ende 2020 die Konzeptionsphase für das Tanz∆rchiv Berlin. Alex Hennig, die Mitglied der Steuerungsgruppe ist, stellt in ihrem Essay einige Überlegungen an, inwiefern Tanz das Archiv als eine mächtige, geschichtsbildende Institution herausfordern kann. Über ihre künstlerische Forschung zu alternativen Archiven und unterrepräsentiertem Tanzerbe berichten auf den Seiten danach Nitsan Margaliot und Sasha Portyannikova.
Stattgefunden hat im Januar dieses Jahres eine Geisterpremiere der TANZKOMPLIZEN: „A Human Race“ des Krump-Tänzers Grichka Caruge wurde in der Schillertheater-Werkstatt vor einem Kleinstpublikum aufgeführt – statt beim Internationalen Tanzfestival für junges Publikum PURPLE. Lucia Matzke war eine der Zuschauer*innen.
Unter dem Hashtag #sogehtesuns geben von den Lockdowns betroffene Künstler*innen auf Twitter Wasserstandsmeldungen. Die Lage: düster. Wie die diversen Corona-Hilfen bei den Tanzschaffenden ankommen und wie die Mittel im Förderprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland vergeben werden, erklärt im Interview dessen Geschäftsführer Michael Freundt.
Fit halten können sich Kinder und Jugendliche im Lockdown nur eingeschränkt. Kreativ geworden sind hier die Initiativen TanzZeit und TANZKOMPLIZEN, deren Online-Angebote junge Menschen in Bewegung halten. Christine Matschke hat sich umgehört.
30 Jahre lang besteht die fabrik Potsdam, die sich von einem besetzten Fabrikgebäude zu einem internationalen Zentrum für Tanz und Bewegungskunst entwickelt hat. Astrid Priebs-Tröger gratuliert.
Und der Szenograph Jozef Wouters, der mit Meg Stuart / Damaged Goods arbeitet, erzählt aus seiner Praxis – wie er Räume schafft, in denen auch die Zuschauer*innen und ihre Blicke Teil der Choreografie sind. Bilder von seiner Bühnenbild-Show „INFINI 1-17“, die im März bei den Berliner Festspielen gezeigt worden wäre, ziehen sich durch diese Ausgabe.
Hoffen wir auf einen baldigen Neustart. In diesem Sinne: Bis demnächst bei einer Tanzaufführung!
Herzlich, Ihre und Eure Elena Philipp