Christine Matschke
Tanzjournalistin
In seinem ersten Solo hat er versucht, dem eigenen Selbst zu entkommen. Seine Methode „Articulating Disorientation“ nennt er queer und das bedeutet für ihn „nirgendwo reinzupassen, kompliziert zu sein, die eigene Position ständig zu hinterfragen“ (tanzforumberlin.de).
Mittlerweile ist Jeremy Wade so etwas wie ein Spezialist in Sachen sozialer Fürsorge. Nach „Between Sirens“ (2018) nimmt sich Wade in seinem neuen Solo „The Clearing“ am HAU2 nun krankmachender gesellschaftlicher Strukturen an. Das dürfte in gewohnt dunkelhumoriger und charismatischer Manier geschehen.
In „Glory“ (2007), das an den Sophiensælen wiederaufgenommen wird, verkehren sich Selbstschutzstrategien ins Gegenteil: Zwei über ihre Münder miteinander verbundene Performer setzen sich in einem Körperformen verdrehenden Duett der Brutalität normativer Körperansprüche aus. Was anfangs als Kuss noch zärtlich erscheint, kippt ins Übergriffige, suggeriert Macht und Kontrollverlust. Die 2019er-Version des Stücks zeigt die Nahtstellen von Queer Theory und Disability Studies auf. (cm)
- May/June 2019
- Editorial
- Zur Nachahmung empfohlen
- Dringend dranbleiben!
- Signal aus dem politischen Raum
- Stärkt Strukturen
- Kennt (k)ein Alter
- Formverändernd
- Politisches Potenzial
- Augenzwinkernd verschlungen
- Jung und divers
- Gemeinsam wurzeln
- Außerhalb der Norm
- Umfangreiche Erkundung
- Pulsierender Dialog
- Alles unter Kontrolle