Distribution

Distributionsförderung | Einblick

Erstmalige Strukturförderung für Distributionsarbeit

Die Tanzszene in Berlin ist sehr international geprägt: Etwa die Hälfte der Berliner Tanzschaffenden kommt nicht aus Deutschland und ihre Muttersprache ist nicht deutsch.

Sie reisen viel für Studienplätze, Residenzen oder Engagements, manche akquirieren Stipendien und Fördergelder aus anderen Ländern – sie sind was Arbeitsort, -sprache und  -bedingungen angeht flexibel und routiniert. Die hier vor Ort produzierten Arbeiten werden größtenteils nur einem Berliner Publikum gezeigt. Denn nicht nur in Berlin sondern auch deutschlandweit herrscht ein Mangel an öffentlicher Distributionsförderung; nur das Nationale Performance Netz vergibt auf Bundesebene Fördergelder für nationale und internationale Gastspiele, in Berlin kann lediglich ein Reisekostenzuschuss beantragt werden.

Eine möglichst hohe Anzahl von Gastspielen der in Berlin entstandenen Tanzproduktionen wäre in vielerlei Hinsicht (auch für die Stadt selbst) erstrebenswert. Sie würde die Nachhaltigkeit der künstlerischen Arbeiten stärken, die von einem Subventionssystem, das im Schnitt nur 3-5 Vorstellungen eines Stückes fördert, kaum berücksichtigt werden kann. Nicht nur steigt die künstlerische Qualität eines Stückes mit der Anzahl der Vorstellungen, insbesondere wenn sie vor Publikum unterschiedlicher Länder stattfinden. Gastspiele sind auch eine wichtige Einnahmequelle für Choreograf*innen und Gruppen und erleichtern zukünftige Koproduktionen. Und nicht zuletzt fördern erfolgreiche Künstler*innen durch internationale Auftritte den Ruf Berlins als Kunst- und Tanzstadt – Tanz kennt im Gegensatz zum Sprechtheater keine sprachlichen Hürden.

Jedoch mangelt es in Berlin massiv an Produktionsleiter*innen für den Bereich Tanz, ebenso wenig ist das speziellere Tätigkeitsfeld der Distribution personell abgedeckt. Andererseits ist es eine Tätigkeit, die ein*e einzelne*r Choreograf*in neben der künstlerischen Produktion weder zeitlich noch finanziell bewältigen kann. Der Distributionsfonds bietet zum ersten Mal eine Strukturförderung – und damit auch Anerkennung – für die organisatorische Arbeit, die hinter der künstlerischen Arbeit steckt. Denn nur mit geförderten und stabilen Strukturen können künstlerische Arbeiten nachhaltig unterstützt werden.

Die Einrichtung eines Distributionsfonds hat den Zweck, die Professionalisierung dieses bisher vernachlässigten Arbeitsfeldes von Produktions- und Distributionsbüros und freischaffende Produktionsleiter*innen und Distributeur*innen im Bereich Tanz nachhaltig zu fördern. Als Pilotprojekt ist der Distributionsfonds zunächst auf die beiden Jahre 2020 und 2021 beschränkt. Dafür stehen laut Doppelhaushalt des Landes Berlin für 2020/21 finanzielle Mittel von insgesamt 82.500 € zur Verfügung. Bezuschusst werden freie Produzent*innen / Distributeur*innen für die inter-/nationale Gastspielakquise von künstlerischen Arbeiten, die in Berlin produziert worden sind. Dabei werden nur die Kosten gefördert, die für die Planung der Tour anfallen: Honorare für die Produzent*innen und Sachkosten, die der Kontaktaufnahme dienen, sowie Reise- und Recherchekosten, Mitgliedschaften in Berufsverbänden/Netzwerken und Eintritte für Messen/Vorstellungen. Nicht gefördert werden die Kosten für die eigentliche Gastspielreise, denn sie werden entweder durch die einladenden Veranstalter*innen oder ggf. durch die bereits bestehende Reisekostenförderung bezuschusst.   

Bewerben konnten sich freischaffende Produktionsleiter*innen und Distributeur*innen und Distributionsbüros, die in Berlin ansässig und tätig sind, und die über einschlägige Berufserfahrung im Bereich der Distribution von Tanz seit mind. 3 Jahren verfügen.

Über die Vergabe der Fördermittel hat ein Beirat bestehend aus Gabi Beier (ada studios), Anna Bergel (DOCK 11), Ricardo Carmona (HAU), Karin Kirchhoff (Runder Tisch Tanz), Jacopo Lanteri (Tanzfabrik Berlin), Matthias Mohr (Radialsystem), Kerstin Müller (Sophiensaele), Annemie Vanackere (HAU) und Simone Willeit (Uferstudios) entschieden. Sechs Projekte zur Stärkung der Distributionsmöglichkeiten von Tanz wurden Anfang Dezember 2020 zur Förderung ausgewählt:

 

Büro

Nachname

Vorname

Projekttitel

Betrag

 

Wellensiek

Alexandra

Distribution/Diffusion Fokus Tanz

13.800,00 €

 

Greiner

Barbara

N.N.

17.140,00 €

 

Danila

Julia

Making meets End – Distribution als Nachleben im Tanz

10.525,00 €

MiFrush Production

Fernandes Ferreira Trigo

Claudia Micaela

Vernetzung und Zirkulation von Performing Arts-Produktionen in Europa und Brasilien

9.000,00 €

Something Great

Wallisch

Katharina

Tanzverstärker Berlin

16.960,00 €

M.i.C.A. Movement in Contemporary Art

Lüthje

Jana

looking after – reaching out – moving on

11.169,60 €

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Hier zum Nachlesen: Förderung im Rahmen des Pilotprojekts Distributionsfonds Tanz vergeben,Pressemitteilung der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa vom 02.12.2020 

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