In Großbuchstaben kündigen sich Gauthier Dance zu ihrem zweiten Gastspiel in der Hauptstadt an: "MEGA ISRAEL". Drei (ältere) Stücke israelischer Choreograf*innen hat Eric Gauthier zusammengestellt für seine Kompanie. Sie alle kennzeichnet: ein explosiv-physischer Stil.
Sieben Männer erkunden in Hofesh Shechters "Uprising" die virile Seite des Tanzes. Unsicher in ihrer Sehnsucht nach Gemeinschaft, bricht in ihren Bewegungen immer wieder aggressives Dominanzstreben durch – ein Duett wird vom Zweikampf zur zärtlichen Umarmung, aus Posen soldatischen Heroismus’ kippen die Tänzer in Starre. Schon 2006 beeindruckte Shechter mit der Schnellkraft seiner Tänzer – und mit dem Score, den der Profi-Schlagzeuger selbst komponiert hat.
Für sechs Frauen, wie bei der Uraufführung, hat Sharon Eyal in Stuttgart "Killer Pig" neu aufgelegt. Klischees von einem ‚weiblichen‘ Tanz pulverisieren die Tänzerinnen lustvoll, mit kräftigen Beckenstößen oder virtuosen Tours en l’air. Samples aus Strawinskys "Sacre du printemps" unterwandern die Techno-Beats von Eyals langjährigem Kreativpartner Gai Behar; und Eyal mischt Club-Bewegungen mit klassischem Tanzmaterial. "Killer Pigs" ist ein Hybrid, dessen herbe Ästhetik in Kombination mit perfekt synchronen Formationen Eric Gauthier interessierte – und der 2009 Sharon Eyal den internationalen Durchbruch brachte.
Wer den Stil von Eyal wie Shechter beeinflusst haben dürfte? Ohad Naharin, Gründer der Batsheva Dance Company, welcher Sharon Eyal als Tänzerin angehörte. Abgleichen lässt sich diese Vermutung im dritten Stück des Gastspiel-Abends von Gauthier Dance bei den Berliner Festspielen, Ohad Naharins "Minus 16" aus dem Jahr 1999. (eph)