"Eine Geschichte der Welt", Deter-Martini © Jonas Fischer "Eine Geschichte der Welt", Deter-Martini © Jonas Fischer

Lieber Leser*innen,

Kunst soll den Status Quo in Frage stellen, nachhaken, der Stachel sein – diese und ähnliche Vorstellungen prägen das westliche Kunstverständnis.

Elena Philipp

Dass seine Geltung universell ist, glaubt glücklicherweise kaum jemand mehr. Im Zuge postkolonialer Diskurse stellt sich der Kunstbetrieb aber auch selbst in Frage: Wer steht eigentlich auf den Bühnen, aus wessen Perspektive wird erzählt und was wird inhaltlich verhandelt?
In einem Offenen Brief an den ugandischen Tänzer Robert Ssempijja denkt der Berliner Choreograf Christoph Winkler über diese Fragen nach und erzählt, wie er in seiner Arbeit mit außereuropäischen Performer*innen die Folgen des Kolonialismus reflektiert und wie die postkolonialen Herausforderungen zu bewältigen sein könnten.
Entstehungsgeschichtlich ist der zeitgenössische Tanz zweifelsohne eine weiße Kunstform. Wie aber gelingt es ihm, mehr als 100 Jahre nach seiner Entstehung, den Pluralismus der (Einwanderungs-)Gesellschaft zu spiegeln? Inwieweit schafft er Zugänge und baut Barrieren ab? Wie Berliner Tanz-Hochschulen auch Studierenden mit wenig finanziellem Rückhalt ein Studium ermöglichen und wer dort Aufnahme findet, habe ich mit Astrid Kaminski recherchiert und aufgeschrieben.
Diversität war auch einer der Schwerpunkte am Runden Tisch Tanz. In dem Gremium und dem damit assoziierten partizipativen Prozess haben Tanzschaffende gemeinsam mit Kulturpolitik und Verwaltung Empfehlungen für die künftige Gestaltung der Tanzsparte in Berlin entwickelt. Der Abschlussbericht ist seit Ende Februar veröffentlicht. tanzraumberlin dokumentiert die zentralen Ergebnisse und Forderungen.
Für Zukunftsfähigkeit und eine Öffnung der Tanzszene sorgt auch das Projekt JUNCTION, das seit 2014 Workshops für Geflüchtete anbietet. Die Journalistin und Dramaturgin Alex Hennig war in einer der Unterkünfte, einem sogenannten "Tempohome", und bei einer Tanzparty zu Gast. Berichten kann sie von positiven Effekten des langfristigen Engagements.
Wie immer gibt es im Heft Vorschauen auf das vielfältige Tanzprogramm. Christine Matschke etwa hat sich das März/April-Programm von fabrik Potsdam, HAU – Hebbel am Ufer, Sophiensælen und Uferstudios genauer angesehen. Alle Tanztermine für die beiden Monate finden sich, wie sonst auch, im Kalender.

Vielfältiges Vergnügen und ein Frühlingswetter wie auf dem Titelblatt wünscht Ihnen und Euch: Elena Philipp

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