edition September/October 2020

Editorial

Liebe Leser*innen,

Jenna Fakhoury vom Staatsballett Berlin bei den Filmaufnahmen zu Tara Samayas „I’m Here Now“ © Pippa Samaya

der Tanz hat begonnen. In doppelter Hinsicht: Auf den Bühnen von Berlin und Umgebung finden seit Anfang August – endlich! – wieder Live-Formate statt. Ein Zeichen der Zuversicht. Vielleicht auch der Normalisierung? Wie weit die Lockerungen für die Darstellenden Künste reichen werden, hängt von medizinischen Fakten ab. Und vom Austanzen des Virus: Nachdem der „Hammer“ des Lockdowns im Frühjahr die Kurve abgeflacht hat, sind nun, angelehnt an Thomas Pueyos „The Hammer and the Dance“, gesellschaftsweit choreografische Skills gefragt, um unter der Zweiten Welle durchzutauchen – das kunstvolle Spiel von Nähe und Distanz, die Kontakt vermeidende Anordnung bewegter Körper im Raum und natürlich Improvisation.
Vorbereitet für diese Anpassungsbewegungen zeigt sich das Kollektiv des brandenburgischen Tanzortes Ponderosa, der in diesem Jahr sein 20. Jubiläum begeht. Performances und Workshops finden dort seit langem im Freien statt, und die Kontaktimprovisation hat die Besucher*innen des Stolzenhagener Tanzzentrums zu Expert*innen für die derzeitigen Herausforderungen geformt.
Als gelebte Utopie begreifen sich auch die Uferstudios. Im zehnten Jahr ihres Bestehens entsteht mit dem Heizhaus ein Zukunftslabor, in dem durchlässige künstlerische, soziale und politische Prozesse gestaltet werden können.
Corona hat Vieles verändert, das es nun zu adaptieren gilt. Wie Krisen auf den Körper wirken und wie sie somatisch bewältigt werden können, schildert Inky Lee in ihrem so persönlichen wie kontextbewussten Essay auf diesen Seiten.
Von grundstürzenden Erfahrungen und neu eroberten Freiräumen kündet auch die Reportage von Johanna Withelm über das Staatsballett ­Berlin. Plötzlich aus ihren Routinen katapultiert, hieß es für die Hochleistungssportler*innen des Ballett­ensembles ab Mitte März: Training im Wohnzimmer, Verlust der Spitzenfitness, Minimierung kreativer Kontakte. Einige Tänzer*innen sind dieser Situation künstlerisch begegnet. Ihre in der Isolation choreografierten Tanzstücke haben Anfang September unter dem Titel „LAB_WORKS COVID_19“ an der Komischen Oper Berlin Premiere.
Und: Mit der Tanznacht Berlin bündelt die Tanzfabrik Berlin im September die Energien der Tanzszene in einem umfassenden transdisziplinären Programm. Tanz und Bildende Kunst bringt auch die performative Ausstellung „Down to Earth“ am Gropius Bau zusammen. Diese und mehr Tanztermine listet wie immer der Kalender in der Heftmittel; online wird er, situationsgemäß, beständig aktualisiert.

In diesem Sinne: Let’s Dance!

Ihre und Eure
Elena Philipp

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