Liebe Leser*innen,
was verraten uns aktuelle Tanzstile, tanzwissenschaftliche Diskurse und Debatten über unsere Gesellschaft? Wie kann der Tanz Wege aufzeigen, mit Fragen und Problemen unserer Zeit umzugehen? Und wer entscheidet eigentlich darüber, wer und was zum zeitgenössischen Kanon gehört? Diese Ausgabe beschäftigt sich mit Phänomenen, die unsere Zeit ausmachen, und versucht, verschiedene künstlerische und kuratorische Positionen zueinander ins Verhältnis zu setzen.
Mit der Tänzerin und Choreografin Sasha Amaya und dem Tänzer und Choreografen Raphael Moussa Hillebrand spreche ich über die Definition von zeitgenössischem Tanz und über Hürden und Ausschlüsse, die damit einhergehen. Beide fragen sich, warum Urban Dance und andere subkulturelle Tanzformen aus dem zeitgenössischen Kanon herausfallen, wie unser Denken von der westlichen Tanzgeschichtsschreibung geprägt ist und wie Teilhabe gelingen kann. Und was bedeutet es eigentlich, Künstlerin der Gegenwart zu sein? Darüber schreiben die Choreografinnen und Freundinnen Miriam Jakob und Lee Méir gemeinsam in ihrem Text Strange Mountains and Creatures of Hope. In Form eines Briefwechsels tauschen sie sich über ihre Rolle als Kunstschaffende, über Kunst als Gesellschaftskritik und über die heilende Kraft des Kunstmachens aus. Wie Vorstellungen von Tanz in der Gegenwart durcheinander-gewürfelt werden können, sobald wir unsere eurozentrische Sichtweise verlassen, beschreibt Johanna Kasperowitsch, Co-Kuratorin des Festivals tanzpol, das vom 23. Mai bis 2. Juni Arbeiten von Künstler*innen aus dem Iran und der iranischen Diaspora zeigt. In ihrem Text Exiled Again and Again! berichtet sie über den Clash gegensätzlicher Realitäten zwischen Künstler*innen und deutschen Institutionen, denen sie in der Festivalarbeit begegnet. Last but not least freue ich mich sehr, unsere neue Kolumnistin Nicola van Straaten zu begrüßen. Nicola ist Künstlerin, Tänzerin und beratende Astrologin und wird ab sofort mit ihren Bodyscopes die jeweils aktuelle Sternenkonstellation für uns interpretieren. Herzlich willkommen!
Der Frühling ist da, die Tage sind lang und ziehen die Großstädter*innen wieder magnetisch aus ihren Wohnungen heraus, zum Beispiel hin zu einem der vielen Orte an denen man Tanz schauen kann: etwa beim sounddance festival berlin vom 13. bis 16. Mai im Dock 11, beim A.PART-Festival vom 17. bis 19. und 24. bis 26. Mai im ada Studio oder bei einer der vielen weiteren Premieren und Wiederaufnahmen in Berlin und Potsdam. Und: Ab Juni richtet die vom Tanzbüro initiierte Plakat- und Videokampagne Watch Me Dance den Fokus wieder über mehrere Wochen auf das gesamte Tanzangebot der Stadt. Die Übersicht aller Veranstaltungen findet Ihr in der Heftmitte, plus sechs Kurzvorschauen auf Premieren und Festivals.
Viel Spaß beim Lesen und beim Rausgehen
Johanna Withelm