Ausgabe Juli/August 2019

(Un-)Sichtbare Alternativen

Choreografierte Wirklichkeiten bei Open Spaces

Bahnen sich tanzend, singend, wispernd und fühlend einen Weg in die Wahr- nehmung des Publikums: die Performer*innen in Jess Curtis’ "(in)Visible". © Robbie Sweeny "(in)Visible", Jess Curtis © Robbie Sweeny

Christine Matschke
Tanzjournalistin

Alternative Wahrnehmungsmöglichkeiten von Welt stehen im Mittelpunkt der neuesten Ausgabe von Open Spaces an der Tanzfabrik Berlin. Die Künstlergruppe Suddenly stellt den Begriff „junk space“ des Architekten Rem Koolhaas auf den Kopf: In „Esprit“ widersetzen sich zwölf Guerilla-Tänzer*innen dem Einfluss kommerzieller Stadträume. Wie lassen sich öffentliche Räume mit den eigenen Körpern um-bauen? Geheimen Vorgängen des digitalen Konsums widmet sich die Choreografin Ixchel Mendoza Hernández mit „Reversed Alchemist: Figure 1-3“. Ermöglicht uns die Informationsflut des Internets ein Schürfen nach tieferen Bedeutungsebenen? Oder treibt sie uns in eine Gier nach immer mehr (oberflächlichem) Wissen? Unsichtbares sichtbar macht Jess Curtis gemeinsam mit sechs teils blinden bzw. sehbeeinträchtigten Performer*innen. Akustisch und haptisch fordern sie neue Perspektiven beim Publikum heraus. Weitere Premieren des umfangreichen Sommerprogramms widmen sich der Macht von Musik oder dem sinnlichen Potenzial von Abstraktion. Daneben geben ortsspezifische Interventionen dem Scheitern einen temporären Raum, fragen ein Vortrags-Jam-Event nach der Aktualität von Contact Improvisation und ein Work in Progress nach der möglichen Bereicherung künstlerischer Arbeit durch die Zusammenarbeit mit Kindern.

Open Spaces
11. – 21. Juli 2019
Tanzfabrik Berlin/Wedding
www.tanzfabrik-berlin.de

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