Neuanfänge bedeuten Aufbruch, Wagnis und das Vertrauen darauf, dass etwas Neues entstehen kann – auch wenn der Weg dorthin selten geradlinig ist. Neuanfänge sind selten der laute Knall, mit dem etwas Altes endet und etwas völlig Neues beginnt. Viel öfter sind sie tastende Schritte ins Unbekannte, Übergänge voller Widersprüche, ein Balanceakt zwischen Aufbruch und Bindung. Dieses Heft versammelt Stimmen und Geschichten, die auf sehr unterschiedliche Weise davon erzählen.

Mit dem Jungen Tanzhaus Berlin, das im November seine Tore öffnet, beginnt für die Berliner Tanzszene ein neues Kapitel, das Tanz, kulturelle Bildung und Nachbar*innenschaft miteinander verbindet. Ich habe mit der Gründerin Livia Patrizi und der Tänzerin und Junges-Tanzhaus- Mitarbeiterin Janna Vakilli über die Entstehung dieser bundesweit ersten festen Spielstätte für junges Publikum im Tanz gesprochen. Im Text Über Tanz, Teilhabe und Zukunft der Choreografin, Netzwerkerin und Kulturvermittlerin Bahar Meriç lesen wir von persönlichen und strukturellen Neuanfängen: von ihrem Weg in die Kunst trotz Ausschlüssen – und von der Gründung des Vereins Future Move, als Modell für Räume, die Partizipation und niedrigschwellige Zugänge zu Kunst und Kultur ermöglichen. Ich habe außerdem mit Toula Limnaios und Ralf Ollertz gesprochen, dem künstlerischen Leitungsduo der cie. toula limnaios – darüber, wie auch nach 30 Jahren künstlerischer Arbeit immer wieder Neuanfänge möglich und notwendig sind – vom ersten gemeinsamen Stück, das beinahe scheiterte, über den aktuellen Neubau auf dem Areal der HALLE Tanzbühne bis zum geplanten Jubiläumsfestival 2026. Und in ihrer Kolumne Die Kunst des Ausreißens schreibt Alina M. Saggerer über das Ausreißen als Bewegung, die Sehnsucht und Bindung zugleich beschreibt und den Tanz zum Ort zwischen hier und dort werden lässt.

Die dunkle Jahreszeit steht vor der Tür und ein für die Berliner Tanzszene nicht einfaches Jahr geht zu Ende. Trotzdem gibt es bis zum Jahresende noch viel zu sehen auf den Bühnen Berlins und Brandenburgs: Zum Beispiel im Rahmen der Performing Arts Season 2025/26 der Berliner Festspiele die seit Oktober und noch bis Ende Januar 2026 läuft, bei den SODA Works 2025 vom 17. November bis 19. Dezember im Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz oder bei einer der vielen weiteren Aufführungen. Die Übersicht findet ihr im Tanzkalender, dazu Veranstaltungstipps in sechs Kurzvorschauen auf Premieren und Festivals. 

Ich wünsche Euch ein möglichst stressarmes Jahresende, entspannte Feiertage und einen frischen Neuanfang im nächsten Jahr. 

Viel Spaß beim Lesen

Johanna Withelm

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