
Christine Matschke
Tanzjournalistin
Mit interdisziplinären Kunstprojekten eine Beziehung zur heterogenen Stadtgesellschaft herzustellen, ist das Anliegen des Festivals Ausufern. Ausgerichtet von den Uferstudios, können alle Interessierten hier seit 2016 bei freiem Eintritt einen Zugang zur Berliner Tanzszene finden. Die vierte Ausgabe des Festivals gewinnt mit dem bald frisch sanierten Heizhaus-Komplex an architektonischem Zuwachs. Künstler- und Kurator*innen bietet sich damit zukünftig die Möglichkeit, gängige Grenzen zwischen Zuschauer- und Bühnenraum aufzulösen. Unter dem Titel „Transformationen“ widmet sich die diesjährige Reihe vornehmlich emanzipatorischen Perspektiven, etwa mit „MENSTRUAL METAL“ von Jule Flierl (s. Künstler*innenstimme S. 5). Die Schriftstellerin Göksu Kunak und der Komponist Laure M. Hiendl greifen die Biografie der türkischen Sängerin Bergen auf: Eine Frau bricht mit konventionellen Rollenvorstellungen und wird dafür von ihrem Mann mit einem Säureattentat bestraft. Ihre Karriere setzt sie dennoch fort. In Referenz auf die feministische Arbeit „Let’s take back our space“ von Marianne Wex schafft die bildende Künstlerin Yvon Chabrowski eine begehbare Videoskulptur. Auf fünf im Kreis hängenden Großbildschirmen werden vermeintlich weibliche und männliche Bewegungsmuster kritisch ausgestellt. Außerdem mit im Programm: eine „Symphonie des Bauens“ von Felix M. Ott sowie verschiedene Formate der PSR Group.