Die in der heutigen Plenarsitzung im Abgeordnetenhaus vom Berliner Senat beschlossenen, historisch einmaligen Kürzungen im Kulturbereich werden weitreichende und einschneidende Konsequenzen für Sasha Waltz & Guests und für die Breite der gesamten Berliner Kulturlandschaft haben. Sie werden die Kulturhauptstadt Berlin und deren internationale Strahlkraft dauerhaft beschädigen.
Mit einem Eigenwirtschaftsanteil von nahezu 40% zeigt die Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests bereits seit Jahrzehnten, dass sie wirtschaftlich und eigenverantwortlich arbeitet und agiert, wie vom Regierenden Bürgermeister in seiner heutigen Regierungserklärung für die Zukunft vom Kulturbetrieb eingefordert. Die Kürzung von 200.000 € in ihrer Jahreszuwendung trifft die Compagnie mit voller Wucht der Kurzfristigkeit und extremer Härte. Sie führt dazu, dass im Jahr 2025 weder eine geplante Neuproduktion noch eine größere Wiederaufnahme durchgeführt werden können. Seit mittlerweile über 30 Jahren schafft die Choreographin Sasha Waltz regelmäßig neue Werke, die nicht nur sehr erfolgreich in Berlin gezeigt, sondern auch auf der ganzen Welt getourt werden. Die finanziellen Mittel von Sasha Waltz & Guests erlauben eine Neuproduktion im Jahr, die durch die Kürzungen 2025 entfallen muss.
Sollten die Kürzungen in den Jahren 2026 und 2027 gleichbleiben oder gar ansteigen, wird die Struktur von Sasha Waltz & Guests als erfolgreicher Ensemble- und Repertoirebetrieb in seiner Existenz bedroht. Der reguläre Spielbetrieb von Sasha Waltz & Guests in Berlin wird kurz- und langfristig ebenfalls eingeschränkt werden müssen, da die Kürzungen alle Berliner Spielorte betreffen und die Zugänglichkeit für Gastspieltermine erschweren.
Hinzu kommen aktuell auslaufende und ganz gestrichene Projektförderungen wie die rund 100.000 € für das Projekt »Move your Kiez - Spandau« im Rahmen der Jugendkulturinitiative unterstützt durch die Berlin Mondiale, um die sich die Kürzungssumme für das Jahr 2025 entsprechend erhöht.
Sasha Waltz & Guests übernimmt als öffentlich geförderte Kulturinstitution Verantwortung für ihr gesellschaftliches Umfeld und engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich Education & Community für eine breite künstlerische Nachwuchsförderung, die Arbeit mit der Berliner Tanz-Szene und eine weltoffene, vielfältige sowie generationsübergreifende Gemeinschaft. Durch den extrem kurzfristigen Wegfall auch dieser weiteren Mittel wird die Arbeit in diesem Bereich und wird ganz konkret ein Projekt gefährdet, das gerade sehr erfolgreich angelaufen ist. Leidtragende sind die jungen Menschen, die das Angebot sehr engagiert und begeistert angenommen haben.
Für eine Sparte wie den Tanz, der in Berlin kein eigenes Haus hat und institutionell nicht verankert ist, sind die beschlossenen Haushaltskürzungen besonders fatal. Die Arbeitsbedingungen für die freien Tänzer:innen und Künstler:innen anderer Sparten in Berlin werden zusätzlich verschärft und weitere kreative Räume werden verloren gehen. Wenn die kulturelle Infrastruktur über 2025 hinaus weiter erodiert, wird das langfristig auch zu einem sozialen Problem.
Besonders hart getroffen werden auch Programme zur Förderung von Diversität, Teilhabe und Inklusion sowie diskriminierungskritische Bildungsinitiativen, kulturelle Projekte im öffentlichen Raum und Programme zum internationalen Austausch. Diese abrupten Kürzungen gefährden nicht nur die Existenz der betroffenen Projekte und deren Teams, sondern auch den Zugang von Hunderten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu kulturellen und Bildungsangeboten sowie zu Orten des interkulturellen Dialogs.
Die Fähigkeit von Sasha Waltz & Guests wie aller Berliner Kunst- und Kulturinstitutionen, ihren Bildungsauftrag wahrzunehmen und ihren Verpflichtungen in den Bereichen Diversität, dezentrale Kulturarbeit, kulturelle Bildung und Teilhabe nachzukommen, wird durch die Kürzungen erheblich geschwächt und erschwert. Sie sind damit auch ein Angriff auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gerade in einer Zeit des Populismus, in der rechte Kräfte erstarken und die Demokratie zunehmend unter Druck gerät, sollten die Grundlagen für Bildungsarbeit, Inklusion und Diversität nicht durch Kürzungen des Senats abgeschafft, sondern durch diesen gestärkt werden.
Es ist nun essenziell, dass Politik und Kulturschaffende wieder in konstruktive Gespräche kommen, um eine Wiederholung der aktuellen Situation für 2026 zu vermeiden und schon jetzt sinnvolle Lösungen für den Doppelhaushalt 2026/27 zu entwickeln. Wir brauchen ein gemeinsames Konzept und eine Zukunftsperspektive für Sasha Walz & Guests, für den Tanz und eine langfristige Strategie für die Kultur in Berlin. Sonst verlieren wir zentrale kulturelle Knotenpunkte, die nicht nur für die Künstler:innen, sondern für die gesamte Gesellschaft unverzichtbar sind.
Die langfristigen Auswirkungen derartig beschneidender Kürzungen in Kulturetats und Fördersystemen konnten Ende der 1980er Jahre in New York und in den 1990er Jahren in Amsterdam und den ganzen Niederlanden erlebt werden. Lebendige Kulturszenen, die internationale Impulse und Standards setzten und ganz maßgeblich zur Attraktivität dieser Städte beitrugen, starben nach verheerenden Kürzungen langsam ab, bis fast nichts mehr davon übrig blieb. In Berlin ist über die vergangenen Jahrzehnte eine großartige Kulturlandschaft inklusive florierender Freier Szenen und einer attraktiven Klubkultur entstanden, für die die ganze Welt hierher kommt. Das darf nicht kurzsichtig aufs Spiel gesetzt werden.
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Sasha Waltz & Guests wird gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.